Tom Selleck - An Unauthorized Biography (1983)

Tom Who? oder der Clark Gable der 80er

1983 erschien das Buch "An Unauthorized Biography" über den Schauspieler Tom Selleck, der gerade mit der Rolle des Thomas Magnum alle Rekorde schlug.

 

Auf der Rückseite des Buches können wir die Zeilen "Tom Who?" lesen. Eine Anspielung das vor wenigen Jahren den Schauspieler Tom Selleck niemand kannte und er nun einen unglaublichen $ 7'000'000 zweijahres Vertrag für die Rolle des Thomas Magnum unterschrieben hat. Tom Selleck sei der grösste "Übernacht-Erfolg" im Showbusiness aller Zeiten wird im Buch verkündet.

 

Der Autor überschlägt sich nur mit Worten der Superlative. Und natürlich fehlt auch die Anspielung auf die amerikanische Geschichte vom Typen nebenan, der es innert kürzester Zeit an die Spitze des Weltruhms geschafft hat, nicht.

 

Natürlich wird nicht nur einmal betont, welche Wirkung Tom Sellck auf Frauen hat. Seine erotische Ausstrahlung, ein Mann wie ein Vulkan (oder etws später heisst es sogar:  Ein Mann heisser als Lava!!!), ein Frauentraum, ein explosiver Typ u.s.w.

 

Ebefalls zu lesen ein Zitat aus dem Magazin "Pepple":

 

Tom Selleck ist der Clark Gable der 80er Jahre.

 

Das Buch zeit die Karriere von Tom Selleck bis ins Jahr 1983. Natürlich wusste auch der Autor Jason Bonderoff nicht, dass es von Magnum, p.i. einmal 8 Staffeln geben wird und man die Serie noch heute auf der ganzen Welt kennt. Gerade weil das Buch aus den frühen 80ern stammt, hat es auch einen unglaublichen Charme. Bei Ebay gibt es immer wieder Exemplare zu vernünftigen Preisen zu kaufen. Das Buch gibt es nur in Englisch. 

 

Nachfolgend ein paar Bilder aus dem Buch. Schnell wird klar, dass das Buch auch weibliche Käufer anziehen soll.

 

Warum Tom Selleck nicht Indiana Jones wurde!

Tom hatte die Chance für „Jäger des verlorenen Schatzes“ im Frühling 1980 zuerst bekommen und dann wieder verloren.


Zu dieser Zeit stand sein Leben definitiv an einem Wendepunkt, und wenn Tom an Astrologie glauben würde, dann hätte er das Gefühl gehabt, plötzlich unter dem Einfluss eines guten Sterns zu stehen. Nach so vielen Jahren, die er in Hollywood im Abseits gestanden hatte, entwickelte sich seine Karriere plötzlich mit doppelter Geschwindigkeit. Der zweite „Magnum“-Pilotfilm hatte sämtliche Kritiker in den Sitzungssälen zufriedengestellt, und CBS wollte auf jeden Fall „Magnum“ als regelmäßige Serie in ihrem neuen Programmplan für den Herbst haben. Vielleicht könnte die Serie die Lücke am Donnerstagabend füllen, die durch den Wegfall der „Waltons“ freigeworden war, einem der am längsten laufenden Erfolge von CBS.


Während das Schicksal des Pilotfilms noch in der Schwebe war, sprach Tom (zusammen mit Dutzenden anderer Schauspieler aus New York und Kalifornien) für „Jäger des verlorenen Schatzes“ vor. Sowohl Steven Spielberg (der Regisseur) als auch George Lucas (der Produzent) wollten, dass Tom Indiana Jones spielt. Die Rolle verlangte Humor und Draufgängertum – Eigenschaften, die sich nicht sehr von denen von Thomas Magnum unterschieden, deshalb erschien Tom Selleck wie geboren für die Rolle.

Harrison Ford, der ebenfalls für Indiana Jones vorgesprochen hatte, war ebenfalls geeignet; aber Lucas fand, dass Indiana ein bisschen zu dicht an Han Solo war, den Ford in „Star Wars“ hervorragend gespielt hatte. Die Rolle des Indiana Jones mit Tom Selleck zu besetzen würde der Rolle – und dem Film – eine gewisse Frische verleihen.


Tom war einer der letzten Schauspieler, die für Indiana Jones vorsprachen. Später erzählte er dem Los Angeles Times-Reporter Roderick Mann: „George Lucas und Steven Spielberg hatten jeden Schauspieler der Stadt gesehen. Schließlich kam ich dran. Zu dieser Zeit hatte ich schon den "Magnum"-Pilotfilm gedreht und hatte so ein Gefühl, dass etwas daraus wird. Also als ich von ihnen unter die Lupe genommen wurde, war ich nicht so nervös, wie ich normalerweise gewesen wäre.“


Für Tom war der Gedanke daran, "Jäger des verlorenen Schatzes" zu machen, ein schöner Traum; und natürlich begann er schnell zu verblassen, wie viele schöne Träume. Der Drehplan für Raiders war unvereinbar mit dem „Magnum“-Drehplan. Keine der beiden Seiten konnte sich eine Verzögerung leisten; die Möglichkeit, eins der beiden Projekte zu verschieben, um Tom Selleck entgegenzukommen, stand deshalb außer Frage.

Tom wusste, dass es eine verzwickte Situation war, aus der ihm niemand heraushelfen konnte. Nach so vielen Jahren des Wartens war es nicht leicht für ihn zuzusehen, wie seine Filmkarriere zwischen den Fronten zerrieben wurde, während die Parteien der einen Seite endlos mit den Parteien der anderen Seite feilschten. George Lucas versuchte vergeblich CBS dazu zu bringen, die Produktion von „Magnum“ zu verschieben. Anstatt einen Premierentermin für den Herbst 1980 zu überstürzen, könnten sie die Serie doch auch sechs Monate später 1981 als „mid-season replacement“ (also mitten in der Saison; nähere Erklärung: http://en.wikipedia.org/wiki/Midseason_replacement ) starten. Einige der größten TV-Erfolge – Serien wie „All in the Family“, „Barney Miller“ und „Dallas“ - hatten so angefangen.Oder, falls diese Idee für CBS nicht akzeptabel war, könnte man doch die Premiere von „Magnum“ ein ganzes Jahr bis zum Herbst 1981 verschieben. Zu dieser Zeit würde „Raiders of the Lost Ark“ dann schon im Kino laufen. Wenn der Film mit Tom Selleck’s Namen die Massen anzog, wäre der Erfolg der neuen Fernsehserie garantiert.


Laut Roderick Mann teilte Tom’s Verhandlungsmannschaft CBS mit: „Wartet mit dem Kauf von „Magnum“ bis zur nächsten Saison. Dann hat Selleck unseren Film gemacht und ist damit viel interessanter für eure Serie.“ Aber CBS wollte nicht warten. Es mag verschiedene Gründe für ihre Unnachgiebigkeit gegeben haben – und alle waren berechtigt. Die Nachricht hatte sich schon verbreitet, dass „Magnum“ ein granatenmäßiger Pilotfilm sei. Wenn CBS seine Veröffentlichung verschieben würde, dann würden womöglich NBC und ABC sich beeilen, eine ähnliche Detektivserie zu drehen und sie früher als CBS auszustrahlen; damit würde jegliche Frische, die Magnum hatte, zunichte gemacht. In einem Jahr – wenn die anderen Sender ihnen mit „Magnum“-ähnlichen Serien zuvorgekommen wären – würde CBS dasitzen, mit einem Ziegelstein in den Händen.


Das waren aber nicht ihre einzigen Bedenken, „Magnum“ auf Eis zu legen. Vielleicht hatten sie auch überlegt, wenn sie Tom Selleck einen Film wie Raiders machen ließen – und er dadurch ein Kinokassenmagnet werden würde -, hätten sie es mit einem Superstar zu tun. Und Superstars verlangten sehr ansehnliche Gagen, entwickelten Launen und wollten nicht zu lange arbeiten – und bescherten Sendern einen Haufen Probleme. Wer braucht so was?


Oder vielleicht – und das erscheint am wahrscheinlichsten – hatte CBS einfach nichts anderes, mit dem sie diese Lücke am Donnerstagabend füllen konnten. Zumindest nichts, was so sensationell war. Obwohl jeder Sender in jeder Saison Dutzende Pilotfilme bestellt, werden nur sehr wenige angenommen. Weil sie vielleicht zu kitschig oder zu frech sind, oder zu teuer oder zu billig produziert sind oder keinen Anklang finden - oder alle möglichen anderen Mängel haben.


Es sprach sich herum, dass „Magnum P.I.“ sehr unterhaltsam war. Werbetreibende wollten die Serie sponsern – die Serie nicht im Herbst 1980 herauszubringen, würde CBS erheblichen Schaden zufügen. Als er gezwungen war, auf „Raiders“ zu verzichten, bemühte sich Tom, es nicht schwer zu nehmen.„Das war’s“, erzählte er Freunden. „Ich konnte nichts daran machen, also warum sollte ich daran kaputtgehen?“Später gab er aber gegenüber dem Us-Magazin zu: „Ich hätte für so eine Rolle töten können. Aber ich hatte schon den Vertrag für „Magnum“ unterschrieben. George Lucas wollte CBS überreden, „Magnum“ bis zur Mitte der Saison zurückzuhalten. Aber je mehr er redete, desto mehr wollte CBS die Serie. Lucas hätte gut beim Verkauf von „Magnum“ mithelfen können.“


Als Tom nach Hawaii ging, um „Magnum“ zu drehen, verbannte er verlorene Schätze und verlorene Film-Verträge völlig aus seinen Gedanken. Aber 1981, als „Raiders“ die Kinos stürmte, konnte er nicht so tun, als gäbe es den Film nicht. Trotz aller Warnungen seiner Freunde, dass das Experiment ihn nur ärgerlich und depressiv machen würde, sah er sich den Film an. Tatsächlich genoss er ihn sehr und fand Harrison Ford’s Darbietung großartig.
Vielleicht half der Erfolg mit seiner eigenen Serie ihm dabei, den Schlag abzumildern. Tom gibt zu, dass er nach dem Anschauen von „Raiders of the Lost Ark“ möglicherweise ein paar Sitze aus ihrer Verankerung gerissen hätte, wenn CBS „Magnum“ nach kurzer Zeit abgesetzt hätte. „Ich wäre vielleicht ein bisschen durchgedreht und hätte Dinge getan, mit denen man im „Enquirer“ landet“, erzählte er Roderick Mann.Aber als Tom ins Kino ging, zog er seine eigenen Ruhmesfahnen hinter sich her. Die Leute mögen Schlange gestanden haben, um Harrison Ford auf der Leinwand zu sehen, aber sie baten Tom um ein Autogramm.


Aber es stellte sich natürlich heraus, dass „Raiders“ das Beste war, was Harrison Ford jemals passiert war. Es machte ihn zu einem hervorragenden Schwarm der Kinokassen, die Sorte, die Filmproduzenten „profitabel“ nennen und von dem Kids Poster haben wollen.
Seine beiden „Star Wars“-Auftritte hatten ihm eine gewisse Bekanntheit eingebracht, aber beide Male musste Ford das Rampenlicht mit Mark Hamill, Carrie Fisher und zwei Robotern namens R2D2 und C3PO teilen. Viele Zuschauer hielten sogar eine winzige Special-Effects-Figur namens Yoda für den eigentlichen Star in „Das Imperium schlägt zurück“. In „Raiders of the Lost Ark“ stand er allein – ohne Roboter, ohne Computer, die ihn retteten, und ohne einen riesigen Wookie, der seine Körpergröße von sechs Fuß und einem Inch (ca. 1.85 m) kleiner aussehen ließ.


Letztendlich konnte Tom Selleck auf gar keinen Fall neidisch auf Harrison Ford’s Erfolg sein. Er musste Beifall klatschen. Immerhin war Ford nicht irgendein protziger junger Kerl, der grade mit der Schauspielschule fertig war und die Rolle an sich gerissen hatte. Wie Tom hatte auch er bestimmt über die Jahre in Hollywood seinen Beitrag geleistet.


Tom Selleck und Harrison hatten und haben immer noch eine Menge gemeinsam. Der drei Jahre ältere Ford hatte einen ähnlich steinigen Weg an die Spitze hinter sich. Während seiner ersten zehn Jahre in Hollywood wurde ihm wiederholt von den Casting-Chefs mitgeteilt, dass er nicht das Zeug zum Hauptdarsteller hätte. Obwohl er seine Filmkarriere mit „American Grafitti“ starten konnte, hat Ford – wie Selleck – einen Teil der 70er Jahre mit Tischlerarbeiten verbracht, um seine Rechnungen zu bezahlen, als die Schauspieljobs rar waren.


Tom macht oft den Witz, dass irgendwann mal irgendein risikofreudiger Produzent alle Schauspieler zusammenbringen sollte, die auch als Schreiner gearbeitet hatten - wie Ford oder er selber – um mit ihnen einen Film zu drehen. „Ich weiß nicht, wie gut die schauspielerischen Leistungen wären“, lacht Tom, „aber, Junge, wie die Kulissen gebaut würden!"

 

Aus dem Buch "An Unauthorized Biography" - Übersetzt von Heidi Schatten